Schlotterbacke und ich standen wie jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit verpennt im Bus herum, als es kurz hinter einer Haltestelle laut und vernehmlich aus dem Vierersitzbereich hinter uns rülpste. „Sauerei“, dachte ich, während das Gegenüber des Rülpsenden sich lautstark darüber echauffierte, woraufhin der rechts von uns sitzende, schwer verlebt anmutende Bürohengst ebenfalls seine Stimme erhob, um in sein Handy zu brüllen. Die Schnapsfahne, die dabei seinem Schlund entwich, war so ekelig, dass ich abwenden musste und daher zu den Pöbelnden umdrehte. Bei dem vom Bäuerchen befallenen Zeitgenossen handelte es sich um einen jüngeren Kerl mit Migrationshintergrund sowie bollernder Jogginghose. Der Brüllaffe ihm gegenüber war deutlich älter, wirkte wie ein erfolgreicher Hartz 4 – Empfänger und wedelte mit seiner Bildzeitung wüst in der Luft herum, während er lauthals die Mutter des Börpsenden beleidigte. Diese Verbalinjurie nahm der Kerl mit zu viel Luft im Magen zum Anlass, um seinerseits über den Erzeuger des anderen zu lästern. Das Gebrüll hatte inzwischen auch den letzten vorübergehend eingeschlafenen Arbeits(un)willigen geweckt, während die Dame, die zwischen den Streitenden eingepfercht saß, den Bus wahrscheinlich am liebsten durch das Fenster verlassen hätte. Den Busfahrer rührte das Ganze höchstens peripher, denn er setzte seine übliche Känguruhfahrt (Vollgas und Vollbremsungen in schnellem Wechsel) durch das verstopfte Frankfurt fort. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten nahm Fahrt auf, dynamisch tauschten sie Handgreiflichkeiten aus und begannen schließlich, heftiger aufeinander einzuschlagen. Die in die Ecke gedrängte Dame forderte die beiden schreiend auf, den Streit doch bitte draußen fortzusetzen und zog sicherheitshalber den Kopf ein. Inzwischen informierte der von intermittierendem Aufstoßen Geplagte den Busfahrer über die Vorgänge, was diesen aber nicht zu interessieren schien. Der Bildzeitungsleser machte sich über dieses Vorgehen lustig und stellte fest, dass er weder etwas getan noch etwas gesagt hätte. Dabei sah er sich beifallheischend um, erntete aber noch nicht einmal Ignoranz. Endlich war es Zeit, umzusteigen, und so verließ ich mit dem Schlottertier den Bus, um im Laufschritt die Straßenbahn zu entern, froh, den Vollprolls entkommen zu sein. Ich sortierte mich, den Schlotti und die mich umzingelnde Hundeleine, sah auf und mich wiederum mit der Gegenwart der beiden Hackfressen aus dem Bus konfrontiert…
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