Mein kleiner Kumpel Hund ist erschöpft. Viel geschlafen hat er schon immer, schließlich gehört das zum Wesen eines ordentlichen Hundes, der die meiste Zeit des Tages (so lange nichts Spannendes geschieht) in einem dösigen Stand by - Modus verdümpelt, unbedingt dazu.
Mit meinem Rentnerlein ist es inzwischen so, dass er – wenn er wach ist und sich nicht gerade um Nahrungsbeschaffung kümmert – fast schon im Stehen einschläft. Seine langsam aber sicher erblindenden Augen fallen ihm einfach zu, er schwankt und fällt oft einfach um. Oder er steht da und lässt seine Pfoten auseinanderrutschen, um mit einem Bauchklatscher die nächste Ruhephase einzuleiten. Seine Körperspannung scheint immer mehr abhanden zu kommen. Klar, es ist für ihn anstrengend, sich auf einem glatten Fußboden senkrecht zu halten – auf der anderen Seite möchte ich aber gerade diesen pflegeleichten Boden nicht missen, denn der kleine Kalkranzen lässt immer öfter unter sich… Gestern früh hatte er wohl die Absicht, sich auf dem Balkon zu erleichtern, scheiterte dann aber an der Überquerung der Türschwelle. Streckte also immerhin die Schnauze nach draußen, um ins Wohnzimmer zu pullern…
Heute früh wollte ich ihn dazu bewegen, noch vor dem Weg zur Arbeit sein großes Geschäft zu erledigen. Es ist für alle Beteiligten nicht schön, wenn das im Fahrradanhänger passiert; daher wollte ich mit Schlotterbacke vor dem Radeln ein wenig laufen. Davon hielt er allerdings gar nichts. Zunächst schnupperte er hier und da, dann ließ er ein Bächlein laufen und legte sich ein paar Schritte später auf den Bürgersteig. „Lauf doch selber“, schienen seine Augen mir mitzuteilen, „ich hab keinen Bock!“. Ich war hin- und hergerissen. Will er nur nicht – oder kann er nicht? Hat er Schmerzen? Bei Kleinigkeiten konnte mein Hund schon immer sehr wehleidig sein (typisch Kerl), wenn er tatsächlich ernsthaft krank war, zeigte er sich jedoch sehr zurückhaltend. Er klagt nicht. Leidet still, zieht sich zurück. Ach Kerlchen, könnte ich dich doch besser verstehen… Laufen scheint ihm gar keinen Spaß mehr zu machen. Er geht gern raus, das schon. Schnuppert eifrig, liest und postet im Hundefacebook. Aber Bewegung? Lieber nicht. Dabei ist es im Moment doch gar nicht heiß. Die alten Knochen sind wohl müde, so müde.
Robin sucht meine Nähe, immerzu. Tappt zu Hause erschöpft, aber stetig hinter mir her. Abends, wenn er regelmäßig unruhig wird, würde ich ihn am liebsten auf den Schoß nehmen, ihn an mich drücken – aber das findet er blöd, das darf nur Benni, sein „Bruder“. Ausführliches Knuddeln und Schmusen genießt er, drückt sich an mich, sieht mich treuherzig und oft auch leicht verloren an. Robin hört kaum noch etwas, seine Augen trüben ein – sein intensives Fühlen jedoch berührt mich zutiefst. Der Gedanke, darauf eines Tages verzichten zu müssen, tut mir unendlich weh.
Der Abschied rückt näher, unaufhaltsam. Und ich habe sehr große Angst davor. Noch mehr fürchte ich aber, dass Robin sich unnötig quälen muss. Hoffentlich erkenne ich rechtzeitig den Moment, ihm beim Einschlafen zu helfen…
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Ma Rode (Mittwoch, 26 Juni 2013 13:52)
Nali, davor fürchte ich mich auch. Ich weiss sehr gut, wie es Dir geht. Denk an Euch beide ...
Gruß,
Ma Rode
Michael Köhn (Mittwoch, 26 Juni 2013 14:02)
du fehlst
- ein blitz
wenn mir
am frühen morgen
die luft wegbleibt
mein herz aussetzt
weil du nicht mehr da bist
- ich den arzt
die spritze
dein letztes ausatmen höre
das ich aufgesogen
mir in den lungen brennt
in meinen augen
- deine augen
der blick so vertraut
und immer wieder neu
deine liebe
ich spüre sie heute
und
30. juli 2007
weißt du ja noch ...
ich wünsche dir viel kraft
für die richtige entscheidung an einem 'guten' tag :-(
Nali (Mittwoch, 26 Juni 2013 15:44)
Ich erinnere mich gut daran, wie sehr mich dieses Gedicht berührt hat. Das tut es noch, aber anders als damals. Noch intensiver, unmittelbarer, unbarmherziger - und doch, es hilft.
Frau B. (Montag, 27 Juli 2015 07:49)
wie geht es ihm ? Hilf ihm wenn er nicht mehr kann.