Orphaned Land in Essen am 29Nov2024
Obwohl dieses Ereignis nach mehr als fünf langen Jahren sowas von Zeit wurde, hatten die letzten Stunden vor Konzertbeginn ihre Tücken, d. h., sie vergingen für ein veraltetes Verkehrsvehikel wie die Doofe Bahn einfach viel zu schnell. Womöglich hätten Ines und ich bereits am Vortag anreisen müssen, um einigermaßen stressfrei rechtzeitig im Turock aufschlagen und uns auf Orphaned Land einstimmen zu können.
Dem lahmen Vehikel zum Trotz sind wir tatsächlich doch noch am Veranstaltungstag in Essen angekommen. Das sah mittags noch nicht so aus, als Ines am Frankfurter Hbf. glücklicherweise beschloss, nicht mehr auf ihren verspäteten Anschlusszug zu warten, sondern beherzt ebenfalls meine spätere Zugverbindung zu nutzen:
[29.11., 12:16] Ines: Ich seh uns schon noch beide in deinem Zug.
[29.11., 12:32] Ines: Bist du schon unterwegs? Ruf mich bitte mal an.
[29.11., 12:39] Regina: Bin gleich am hbf
[29.11., 12:41] Ines: Wir fahren jetzt von Gleis 1 D-F. Wenn der in den neksten 10 Minuten nicht fährt, komm ich zu dir.
[29.11., 12:41] Regina: OK
[29.11., 12:43] Regina: Ich bin am Gleis 1 A
Ines' Zug glänzte durch Nichterscheinen und so drängten wir uns in meinen Zug, der tatsächlich irgendwann sogar losfuhr, um in einem dusteren Taunustunnel eine ausführliche Mittagspause einzuleiten.
[29.11., 13:59] Ines: Alles richtig gemacht! Ich kriege gerade die Info, dass mein gestörter Zug nicht bis Essen fährt, sondern vorher verreckt.
[29.11., 14:04] Regina: Ja toll!!! Und was sollze in Düsburch? Hoffentlich hält dieser Zuch nach der anstrengenden Tunnelpause bis Essen durch.
[29.11., 14:05] Ines: Ich denke der musste wegen des vorausfahrenen Psycho-Trains warten.
[29.11., 14:08] Ines: Nix Düsburch. Der wird schon in Düsseldoof für tot erklärt.
Diese Zwangspause und noch weitere betriebsbedingt verzögernde Inconveniences bauten unsere Verspätung sauber aus, so dass die Doofe Bahn uns letztendlich um unser Abendessen brachte. Wir hatten nach dem schnellen Einchecken im Hotel glücklicherweise noch einen Lidl überfallen, um Getränke/Knabberkram für unsere übliche Aftershow-Nachbereitungsfete zu bunkern und sind danach zum Turock geeilt. Alles in allem (inkl. Vorspielen diverser Praktikanten) sollte das Konzert bis gegen 23:00 Uhr dauern. Danach hatte nur noch ein überfüllter MacDoof im Hbf geöffnet, so dass das Catering unserer Pyjamaparty im Hotel aus Schippsen, Flippsen, Bier für Ines und Pirattenlimo für mich bestand.
Nach einem halben Jahrzehnt Abstinenz endlich wieder metallisch Abhotten in einem Club! Die ersten Praktikanten (aka Vorband) hatten schon aufgespielt, als wir das Turock enterten, um uns aus Gründen direkt vor der Bühne festzutackern.
Der Thrash Metal von Royal Rage aus Brasilien war nicht gerade das Nonplusultra, aber er wummerte direkt in meine Eingeweide, so dass ich mich im Gegensatz zu meinem letzten kulturellen Ausflug in die Klassik (Viva Puccini in Mannheim) absolut zu Hause fühlte und überlegen musste, wie alt ich eigentlich schon bin. Tatsächlich 60? OK, diese Frage stellte sich meinem Kadaver im weiteren Verlauf des Abends und insbesondere am Tag danach weniger laut bis überhaupt nicht mehr, da ich dann ohnehin harte hörte.
Nach einer kleinen Umbaupause betrat die nächste Praktikanten-SHG die Bühne: Ring of Gyges aus Reykjavik, Island. Laut ihrer Website spielen sie Progressive Metal. Ines und ich stuften die Darbietungen allerdings eher als Betroffenheits-Metal mit einer in einem Kinderzimmer entstandenen Poetry of Dismay ein, wie unser zugegebenermaßen respektlose Wotzäpp Lästerplausch zeigt, der sich hauptsächlich auf den pubertätsphilosophisch anmutenden Gitarristen - wir nannten das Bübchen Ragnar - bezog:
[29.11., 19:02] Regina: Du guckst befremdet..
[29.11., 19:03] Regina: Ohne den Gesang ginge das ja noch
[29.11., 19:03] Ines: Ich kuck nicht schiefer als die singen (und spielen)
[29.11., 19:06] Ines: Iceland - das erklärt zumindest das Erscheinungsbild des Milchbubis ganz rechts
[29.11., 19:07] Regina: Der hat backstage glatt eine ganze kinder Milchschnitte vernascht. Auf einmal!
[29.11., 19:08] Ines: Das ist ihm nicht bekommen. Wie man hört.
[29.11., 19:11] Ines: Aber man kann sich gut vorstellen, wie sie das auf einem einsamen Hof an der Küste zusammen gefrickelt haben.
[29.11., 19:12] Ines: Kannst du dich an den Film " Metalhead" erinnern? Genau so.
[29.11., 19:17] Regina: Der kleine Ragnar hat so Zahnweh und bittet seine Mutti, endlich für ihn beim Zahnarzt anzurufähänn schluchz.
[29.11., 19:21] Ines: Ob die wohl sehr sauer sind, wenn man hier irnktwo den Stecker rauszieht?
[29.11., 19:22] Regina: Nein. Die stürzen sich depressivst vom nächsten Jöküll.
[29.11., 19:27] Ines: Is ja gut, Ragnar, der Notarzt wartet schon draußen und hat etwas gegen deine Schmerzen dabei.
[29.11., 19:28] Regina: Aber lille Ragnar hat doch eine Message!!!
[29.11., 19:29] Ines: Die darf er ja noch zu Ende verkünden.
[29.11., 19:29] Regina: Isses endlich der letzte Song?
[29.11., 19:30] Ines: I hope so
Viel Hoffnung auf Besserung hatten wir nach den isländischen Darbietungen nicht, als die finnische Band Stråle from Helsinki die Bühne für ihren Auftritt vorbereitete. Vor allem ein in o-beinigem Cowboygang herumwuselnder Zwerg mit Kapuze über sehr langen, blonden Rastazöpfen wirkte mit seinen ungelenk anmutenden Bewegungen fast schon deplatziert. Wie sehr wir bösen alten Lästerweiber ihm Unrecht taten, zeigte sich erst, als er sich als Daniel, begnadeter Leadsänger der Band, entpuppte. Ihre Website verspricht keinesfalls zuviel: "With a unique sound that blends heavy, melodic, and atmospheric elements, Stråle is poised to become a prominent name in the international metal scene." Ein Hauch von finnischer Melancholie rundete die Songs ab. Daniels Bühnenpräsenz, seine Ausstrahlung sowie seine bemerkenswerte Stimme zogen uns in ihren Bann und wir waren hellauf begeistert. Und sehr beschämt, zuvor soviel Wert auf Äußerlichkeiten gelegt zu haben.
Unsere formidabel gelegenen Stehplätze waren nur durch eine Absperrung vom Bühnenabgang Richtung backstage getrennt. Und so rief Ines Daniel freudestrahlend "Great show" zu, als dieser die Bühne verließ. Strahlend klatschte er uns beide ab und bedankte sich herzlich. Hoffentlich sehen wir ihn und seine Band bald einmal wieder.
Die nächste Praktikantenkombo Dirty Shirt should be better known as dirty shit... Diese Band aus Rumänien gestaltete den absoluten Tiefpunkt der Vorbandperformances. Metal mit Folk-Einflüssen und einer Geige - daraus hätte sogar noch etwas werden können, tat es aber nicht. Es hopsten immer noch nicht genug Leute auf der Bühne herum, um den nervigen Frontman zu verbergen und seine scheußlich quäkende Stimme zu übertönen.
Ines' Kermitvergleich, mit dem sie dem Muppetfrosch Unrecht tat, trifft das Desaster genau auf den Punkt. Von dieser gruseligen Darbietung bekam ich zum einen schlechte Laune und zum anderen Rückenschmerzen. Selbst das Lästern fiel schwer, musste aber sein, um die viel zu lange dauernde gute halbe Stunde irgendwie zu überstehen:
[29.11., 20:35] Ines: Die müssen jetzt spielen, bis Kobi mit Abendessen und Zigarette danach fertig ist.
[29.11., 20:35] Regina: Und mit der Maske!
[29.11., 20:35] Ines: Jau!
[29.11., 20:36] Regina: Die Frisur braucht auch ihre Zeit.
[29.11., 20:36] Ines: Wird nicht einfacher mit den Jahren.
[29.11., 20:37] Regina: Drum färbt er ja auch.
[29.11., 20:37] Ines: Meinste?
[29.11., 20:38] Regina: Jau. Der war plötzlich dunkler aufem Kopp.
[29.11., 20:38] Ines: Happich noch nie drauf geachtet
[29.11., 20:39] Regina: Happich auf neueren Fratzbuckfotos gesehen
[29.11., 20:40] Ines: Tja, der Zahn der Zeit nagt... und nagt... und nagt
[29.11., 20:41] Ines: Mir is LANGWEILICH!!!!!
[29.11., 20:41] Regina: Mir auch.
[29.11., 20:42] Ines: Wer weckt wen, wenn die fertich sind?
[29.11., 20:42] Regina: Hyperaktive transsylvanische Möchtegernvampire
[29.11., 20:43] Ines: Mit Betonung auf Möchtegern.
[29.11., 20:48] Ines: Das Stück geht ja.
[29.11., 20:48] Ines: Zumal wenn es hoffentlich zum Ende zugeht
[29.11., 20:48] Regina: Na ja. Is genuch.
[29.11., 21:02] Ines: Kann bitte jemand Kermit zurück in sein Terrarium schicken?
[29.11., 21:02] Regina: Hihi! Schleunigst!!!
[29.11., 21:06] Ines: Zickezacke Hühnerkacke...
Letzteres fasst die unbedingt gewollt "witzige", aber ganz und gar nicht komische Darbietung der Schmutzhemden treffend zusammen. Glücklicherweise hatte auch sie irgendwann ein Ende.
Hoffnung!!!
Matan, der überaus begabte Schlagzeuger von Orphaned Land, nahm gleich neben uns auf der Treppe zur Bühne Platz, schnallte sich ein kleines Percussionteil um's Bein und trommelte sich schon einmal ein. Wie schön, ihn nach so langer Zeit endlich wiederzusehen. Endlich, endlich, endlich. Spannung und Vorfreude rannten um die Wette, bis Matan schließlich hinter seiner Schießbude Platz nahm.
Kurz darauf betraten Chen (g), Uri (b), Auria (g) = Idans Vertretung, weil dieser kürzlich Vater eines kleinen Sohnes wurde, und Kobi (vocals, aber was für welche!) die Bühne. Welch ein erhebender Moment. Noch überwältigender wurde es, als Kobi "Simple Man" anstimmte und barfuß im schwarzen Gewand dazu tanzte:
"For I'm a simple man
I follow God's own plan
I dance while raising high both hands
I'll preach tonight
These few words of light
But I swear I'm not Jesus Christ"
Nein, nein, Kobi du siehst Jesus kein bisschen ähnlich :-)
Kobi Farhi am 02Dec2024:
"On the roads.
Back to stages.
Far from home.
Still in war."
Im Gegensatz zu meiner zugegebenermaßen etwas respektlosen Schilderung der Praktikantenauftritte ist mir die gewohnte Leichtigkeit beim Beschreiben des Auftritts von Orphaned Land abhanden gekommen. Wenn mich etwas so sehr bewegt wie gerade auch dieses Konzert, dann sprudeln die Worte normalerweise nur so aus mir heraus, meine subjektiven Rezensionen schreiben sich fast von selbst. Heute jedoch lässt mich meine Sprachlosigkeit um passende Worte ringen. Wenn mich die deutlich spürbaren Folgen und Auswirkungen des unfassbar brutalen Hamas-Terroranschlags auf Israel vom 07. Oktober 2023 sowie die konsekutiven Vergeltungsschläge von seiten Israels schon lähmen, wie mag es erst den Bandmitgliedern gehen, deren Heimat Israel noch immer betroffen ist, von Raketen getroffen wird, während sich im Gaza-Streifen und im Libanon humanitäre Katastrophen abspielen?
Orphaned Land setzt sich seit mehr als 30 Jahren leidenschaftlich für ein friedliches Zusammenleben aller Religionen und Kulturen ein. Sie haben mit Khalas, einer palästinensichen Band, getourt, einen Metal Award mit ihnen geteilt, sind eng mit ihnen befreundet. Und müssen dauerhaft miterleben, wie all ihre engagierten Bemühungen um Frieden von Hass, Gewalt und Terror zunichte gemacht werden.
Mich macht das Leid und Elend der unschuldigen, sprich nicht politisch motivierten Menschen im Nahen Osten sowohl auf israelischer als auch auch palästinensischer Seite unsagbar traurig. Umso mehr bewundere ich den Mut dieser Band, trotz allem auf friedliche Weise weiterzumachen, ihre Musik sprechen zu lassen, anstatt zu belehren, um die ignorante Menschheit davon zu überzeugen, dass wir alle eins sind ungeachtet von Religionen, Nationalitäten, Hautfarben, Geschlecht. Und dass wir nur gemeinsam eine Zukunft auf diesem Planeten haben. Denn die Erde kann auf ihre Zerstörer gut und gern verzichten.
Obwohl die Spaltung in Israel wohl noch nie größer war, während die im letzten Album Unsung Prophets & Dead Messiahs besungene Vision einer friedlichen gemeinsamen Zukunft im Nahen und Mittleren Osten schlagartig in weite Ferne gerückt ist, spielen Orphaned Land weiter, anstatt zu resignieren, weil gerade jetzt, hier und heute der richtige Moment ist, Musik zu machen, ein Zeichen zu setzen, allen Gefahren und Sicherheitsbedenken zum Trotz.
Hut ab vor so viel Mut, Durchhaltevermögen und Empathie.
An die genaue Setlist kann ich mich nicht mehr erinnern; sie entspricht aber ungefähr der Song-Reihenfolge vom Konzert in München im September:
1. The Simple Man
2. The Kiss Of Babylon (The Sins)
3. All Is One
4. In Propaganda / All Knowing Eye
5. Sapari
6. Ocean Land (The Revelation)
7. We Do Not Resist
8. Let The Truce Be Known
9. El Meod Na’ala
10. In Thy Never Ending Way
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11. Norra El Norra / Ornaments Of Gold
All is One
Dieser Schlüsselsong ist schlichtweg die Hymne zur Völkerverständigung, sie fordert das friedliche Zusammenleben aller Religionen, aller Völker, aller Menschen und wurde entsprechend euphorisch vom Essener Publikum mitgesungen und -getanzt. Schade nur, dass wieder einmal nur diejenigen Menschen, die ohnehin schon von dieser Einstellung überzeugt sind, anwesend waren.
Bei Sapari, dem mitreißenden jemenitischen Lied aus dem 17. Jahrhundert mit den schnellen, wechselnden Rhythmen ruhig zu bleiben, war schier unmöglich. Die Menge tobte begeistert.
Es ging genauso wild weiter with the mighty "Ocean Land", dem Klassiker vom Sintflut-Album Mabool aus dem Jahr 2004. Dieser Song besticht durch Kobis Growling únd die Gitarren-Passagen und verlässt das Ohr so schnell nicht wieder. Sein Text hat an Aktualität leider nichts verloren:
A sight unseen that tears the soul
All we ever loved and known
Into mass graves is what we're shown
And so they come to understand
This place where man used to be born
Will be man's water throne
Will be man's water throne
(These measures call for divine intervention)
The achievements of man
One will stand all alone
(One the survives the final selection)
The sand in the hourglass
Moves so fast, slow the sand
And nothing that mankind has strived for will be left
In ocean land
Filling the dried land
Flesh and blood
Poor and weak
Hear thou speak of the blood
A massage from God's hand
Flesh and blood
Poor and weak
Hear thou speak of the blood
Flesh and blood
Poor and weak
Hear thou speak of the blood
Flesh and blood
Poor and weak
Hear thou speak of the blood
Here are we servants three
Flesh and blood
Poor and weak
Hear thou speak of the blood
Das wütende, sehr harte We do not resist beinhaltet laut Kobi (in einem Interview mit stormbringer.at) folgendes:
"Darum geht es auch im Song „We do not resist“. Die [ignoranten] Menschen tragen also mehr Schuld als die Politik und Politiker, die außer leeren Worten nur Öl in ohnehin schon brennende Feuer schütten. Aber die Leute nehmen es einfach so hin.
Ja. Ich meine, ich mochte Politiker noch nie. Sie schlagen sich immer Vorteile heraus, betrügen und benutzen uns und sind korrupt. Aber die Menschen lassen das einfach zu und wählen sie trotzdem. Es sind die Leute, die sich nichts drum scheren, was sie machen, weil 50 Prozent damit beschäftigt sind, Big Brother zu gucken und Klatschblätter zu lesen. Oh wow, dieser Star übernachtet hier. Es ist wie Drogen, die uns einschlafen lassen.
Im Song „We do not resist“ heißt es: „They put us to sleep with a lie and kiss, and when the keys lock the chains we do not resist.“
Es ist egal, was die machen. Wir tragen die Verantwortung, weil wir uns nicht widersetzen."
Das textsichere Publikum brüllte Kobis wütende Salven mit, sämtliche Fäuste reckten sich entschlossen nach oben, demonstrierten eine beeindruckende Solidarität.
Und wieder einmal kamen mir bei Let the Truce be known die Tränen, als der wundersame Waffenstillstand nach nur einer Nacht endete und schließlich aus Brüdern wieder Feinde wurden, die sich in einem blutigen Gemetzel gegenseitig töteten.
As two kids
Who always spent
Their time and played
With toy guns in their hands
There you stood
In front of me
They taught me that
You're my enemy
And when our eyes have met, we both set sails to death
With guns of grown up men, I fear it might be my last breath
Eye to eye, our aim is blinded by the sun
Seeking higher ground, to a safe haven I now run
The night had fell
On no man's land
This flute was heard
From out there in the dark
I knew the words
And joined in song
This nightly truce
A miracle of hope
We raise our hands and walk upright to move towards each other
No guns, no death between the enemies now turned to brothers
Together on this barren earth, I tell him of my son
No pawns or deadly toys – the morning comes and we are done
We head to base and end the truce that lasted through this war of liars
A vision of a better life, where music drowns the toy gun's fire
Next night I see a shadow and we both shoot in the name of God
As we fell down our eyes have met – Our friendship ends now
In this turmoil of blood
Uri habe ich während des gesamten Gigs nur einmal lächeln sehen. Bei früheren Konzerten reflektierte sein strahlendes Gesicht seine Spielfreude. Sein ungewohnter Ernst ließ ahnen, wie sehr ihn Terror und Gewalt zu Hause in Israel getroffen haben mögen.
Ein offenkundig nervöser Auria wartete mit der Bouzouki auf seinen Einsatz. Keine leichte Aufgabe, in Idans Fußstapfen zu treten und das Solo von El Meod Na'ala zu intonieren. Aber er meisterte diese Aufgabe solide, wenn auch nicht so berührend wie Idan.
El Meod Na'ala und In thy Never Ending Way gehören untrennbar zusammen. Und auch am Freitag musste das Publikum nicht groß animiert werden, um enthusiastisch den Chor-Part von "In thy Never Ending Way" zu übernehmen. Es war sehr bewegend, denn im Gegensatz zu der soeben verlinkten sehr fröhlichen Version von Dezember 2010 (noch mit der alten Besetzung inkl. Yossi :-) und Matti) lag sehr viel Traurigkeit in diesem Lied - aber noch viel mehr Hoffnung.
Das deutlich spürbare Mitgefühl des Publikums berührte Kobi sichtlich. Er hatte im Vorfeld geäußert, dass diese Tour trotz aller Sicherheitsbedenken für die Band ein großes Bedürfnis, ein Muss sei. Mögen sie überall mit offenen Armen empfangen werden.
Es ist schon ein bisschen schade, dass nur so wenig Songs vom letzten Album Unsung Prophets and Dead Messiahs in der Setlist vorkamen. Aber auch nur allzu verständlich, denn es wäre blanker Hohn gewesen, "Like Orpheus" zu spielen, das ein friedliches Miteinander eines weiblichen palästinensischen und eines männlichen israelischen Fans thematisiert - siehe unten.
Obwohl unsere erschöpften alten Knochen, insbesondere die Füße nach gut vier Stunden Stehen etwas ganz anderes meinten, kam für Ines und mich der Abschied von Orphaned Land - wie immer mit einem von allen gesungenen Norra El Norra - viel zu früh. Wir hätten ihnen am liebsten noch die ganze Nacht zugehört. Sehr bewegt und wehmütig verließen wir das Turock und waren kurze Zeit später doch ganz froh, uns im Schlafanzug auf den Hotelbetten parken zu können und endlich etwas zu essen. Und zu reden, bis uns fast die Augen zufielen.
Das Wiedersehen mit unserer Lieblingsband war grandios und schmerzhaft zugleich und hat uns beide sehr nachdenklich gestimmt. Immerhin waren wir da, konnten sie unterstützen und ihnen unsere Solidarität versichern.
טודה רבה - Toda raba
"Thank you so much for your touching and overwhelming performance last night. Music, Metal should not only be your/our religion but the one and only world religion. Thank you so much for your amazing contribution to understanding among nations, humanity and peace."
Das habe ich ihnen am komplett somnolent-verpeilten Morgen danach mit Hilfe von mindestens 8 Tassen Kaffee geschrieben.
Aber egal, wie sehr unsere übermüdeten Kadaver schmerzten, egal, wie viele "Aua Aua Scheißendrecks" notwendig waren, um es bis zum Hotelfrühstück zu schaffen, egal wie taub ich an jenem Samstagmorgen war - Ines und ich werden einfach nicht damit aufhören, solche bewegenden Gigs mitzuerleben.
Damit es wie jedes Jahr in Selb auf dem Festival Mediaval wieder heißt:
"Rumpentrumpens? Die bösen alten Weiber? Leben die etwa immer noch?"
Aber sowas von!