Halb fünf,
Berlin voll Mond
zwischen VolksoberHauptbahnhof
Noch verschlafene Loks hinter Glas
sind am Zug
und raunen ihren Kumpels gute Morgen zu
Ein abgefahrener Palast
spiegelt sich im Wasser
Hellwach bin ich, immer noch und ganz besonders nach der Virgin Mary im Schwarzen Café. Mangelnde Eleganz ließen mich Tabasco und Salz mit einer Stange Sellerie verrühren. Der Wirt sagte du zu mir, ich freute mich. Mein 20jähriges Gegenüber kicherte in seinen besoffenen irischen Kaffee. Diese Stadt schläft nie.
Vollbesetzte Busse vermischten Nachtschichtler mit –schwärmern. Aufgedrehte Teens mit kurzen Röckchen über drall gefüllten Leggings waren ach so cool, die anderen wollten nur noch ins warme Bett. Der Prenzlauer Weinberg verschlief unsere Besteigung im gnädigen Dunkel. Ein paar Schritte weiter drang leises Licht aus offenen Kneipentüren, gedämpftes Lachen und Lamentieren. Du bist mir so vertraut, Berlin.
Ökologisch wertvoll sprossen Pfifferlinge aus dem weit nach Mitternacht erworbenen Plastikschälchen, passend zur Kunststoffbestuhlung vor dem f(r)eshen friend in der Kastanienallee. Rote Ampelmännchen zwickten grüne in die flotten Füße, es wurde verkehrt geregelt und so überquerten wir die breiten Kreuzungen schräg. Konoppke hatte dicht und so manche Nachtgestalt war es auch. Und ich bin immer noch Dichter und freue mich auf die Fortsetzung unserer Fahrt nach Rügen. Die ersten 5 Stunden dieses neuen Jahres vergingen wie im Flug. Als ich diese Zeitreise in Frankfurt begann, war es noch 42.
Viele Stunden später, viel weiter nördlich, es ist immer noch der 26. September:
Der Mond malt eine Straße auf das Wasser
die mich zu ihm führt
Fledermäuse begleiten mich
und die aus dem Hang gefallenen Baumkronen
spenden Schatten
Stetig rollt die Brandung
es gluckst im Sand
ich fühle mich eins
mit den Gezeiten
Ihre ewige Wiederkehr
hält mich fest und
gibt mir Geborgenheit
im Strom der Zeit
rv, 4. Oktober 2007